Vernarbende Alopezien: Wenn Haarfollikel dauerhaft zerstört werden
Wussten Sie, dass es Formen des Haarausfalls gibt, bei denen die Haarfollikel irreversibel geschädigt werden? Diese nennt man vernarbende Alopezien – ein dermatologischer Notfall in der Haardiagnostik.
Was bedeutet das genau?
Bei vernarbenden Alopezien ersetzt entzündliches Gewebe die Haarfollikel durch Narbengewebe. Der Haarverlust ist damit dauerhaft. Frühzeitiges Erkennen und Therapieren sind entscheidend, um die verbleibenden Haarfollikel zu retten.
Primäre vs. sekundäre Formen:
• Primäre vernarbende Alopezien entstehen durch eine gezielte Entzündung des Haarfollikels. Die Ursache liegt meist in autoimmunen oder entzündlichen Prozessen. Beispiele:
• Lichen planopilaris (LPP) und Frontal fibrosing alopecia (FFA)
• Diskoider Lupus Erythematosus (CCLE)
• Folliculitis decalvans (neutrophil vermittelt)
• Sekundäre vernarbende Alopezien entstehen durch äußere Einwirkungen auf die Kopfhaut wie:
• Traumata (z.B. Verbrennungen)
• Tumoren
• Spätstadien von Pilzinfektionen oder Trichotillomanie
Warum ist eine frühe Diagnose so wichtig?
Oft verlaufen vernarbende Alopezien schleichend, doch Phasen rapider Progression können auftreten. Frühzeitige Diagnostik kann helfen, das Fortschreiten zu bremsen, Symptome wie Brennen und Juckreiz zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Diagnostische Schritte:
- Anamnese und klinische Untersuchung: Schilderung der Beschwerden, Blick auf die Verteilung und den Charakter des Haarausfalls.
- Trichoskopie: Zeichen wie Rötung (Erythem), Schuppen, fehlende Vellushaare oder verdrehte Haare (pili torti).
- Biopsie: Eine oder zwei 4mm-Punch-Biopsien sichern die Diagnose. Sie zeigen, ob Lymphozyten, Neutrophile oder Mischformen die Entzündung treiben.
Fazit:
Vernarbende Alopezien sind selten, aber bedeutsam. Sie erfordern eine strukturierte Diagnostik und individuell angepasste Therapie. Ziel ist es, den Entzündungsprozess zu kontrollieren und den Haarverlust zu begrenzen.
Dieser Artikel wurde verfasst von Dr. Karin Beyer, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie.