Spironolacton – eine Option bei hormonell bedingtem Haarausfall der Frau, PCOS & Hirsutismus

Spironolacton ist seit Jahrzehnten als Medikament bekannt – ursprünglich zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzinsuffizienz. In der Haarmedizin wird es wegen seiner antiandrogenen Wirkung bei Frauen mit hormonell bedingtem Haarausfall eingesetzt. Inzwischen wird es zunehmend durch LDOM (Low-Dose-Orales Minoxidil) ersetzt. Dennoch ist es eine sehr gute Option, wenn hormonelle Störungen vorliegen – z. B. erhöhtes Testosteron im Rahmen eines polyzystischen Ovarialsyndroms (PCOS) – und gleichzeitig ein diffuser Haarverlust am Oberkopf besteht.

Wie wirkt Spironolacton bei Haarausfall?

Spironolacton hemmt die Wirkung männlicher Hormone (Androgene), die eine zentrale Rolle bei der androgenetischen Alopezie spielen. Diese Wirkung zeigt sich insbesondere bei Patientinnen mit:
• diffuser Ausdünnung im Scheitelbereich (typisch für FPHL)
• nachgewiesenen Hormonstörungen (z. B. erhöhter Testosteronspiegel)
• PCOS oder vermehrter Körperbehaarung (Hirsutismus):
Wenn eine Patientin an PCOS oder Hirsutismus leidet, wird Spironolacton häufig bevorzugt, da es nicht nur das Kopfhaarwachstum fördert, sondern gleichzeitig das Haarwachstum an unerwünschten Körperstellen reduzieren kann.
In solchen Fällen versucht man oft, höhere Dosen von Minoxidil zu vermeiden, da diese das Körperhaarwachstum außerhalb der Kopfhaut verstärken können.

Wichtig: Bei Männern mit androgenetischer Alopezie ist Spironolacton kontraindiziert, da es zu feminisierenden Nebenwirkungen führen kann.

Welche Dosierung ist üblich?

Die empfohlene Dosis bei Frauen reicht je nach individueller Situation von 12,5 mg bis 200 mg täglich. Dabei gilt: Weniger ist oft mehr, besonders bei älteren Patientinnen. Studien zeigen, dass auch niedrige Dosen bei Frauen über 60 Jahren wirksam sein können – bei gleichzeitig geringerer Nebenwirkungsrate. In dieser Altersgruppe ist besondere Vorsicht geboten, da das Risiko für Hyperkaliämie oder leichte Nierenschädigungen steigt. Regelmäßige Kontrollen der Nierenfunktion und des Kaliumspiegels sind daher unerlässlich.

Kombinationsbehandlung mit Minoxidil

In der klinischen Praxis hat sich die Kombination aus oralem Minoxidil (0,25 mg) und Spironolacton (25 mg) als sehr effektiv erwiesen. Studien berichten über eine signifikante Reduktion des Haarausfalls und eine Verbesserung der Haardichte bei Patientinnen mit FPHL (DOI: 10.1111/ijd.13838).

Bei Patientinnen mit Hirsutismus oder ausgeprägtem Haarwuchs an unerwünschten Stellen (z. B. im Gesicht, am Rücken) kann eine zu hohe Minoxidildosis problematisch sein, da sie auch nicht-kopfhautbezogenes Haarwachstum fördern kann. In solchen Fällen ist Spironolacton die Therapie der Wahl.

Wichtig: Schwangerschaft unbedingt vermeiden

Spironolacton darf in der Schwangerschaft nicht eingenommen werden, da es das ungeborene Kind schädigen kann (Antiandrogenwirkung). Vor Beginn der Behandlung ist daher eine sichere Verhütungsmethode essenziell. In der Beratung legen wir besonderen Wert auf die Aufklärung zur Familienplanung und den richtigen Zeitpunkt für einen potenziellen Kinderwunsch.

Fazit

Spironolacton ist eine gut etablierte, wirkungsvolle und in vielen Fällen verträgliche Option in der Therapie des hormonell bedingten Haarausfalls bei Frauen – insbesondere bei gleichzeitigem PCOS oder Hirsutismus. Die individuelle Dosierung, das Alter der Patientin und mögliche Begleiterkrankungen spielen bei der Therapieentscheidung eine entscheidende Rolle.

Eine regelmäßige Verlaufskontrolle, labormedizinische Überwachung und eine offene ärztliche Begleitung sind essenziell für eine sichere und erfolgreiche Behandlung.

Dieser Artikel wurde verfasst von Dr. Karin Beyer, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie.

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