PCR bei Tinea capitis – warum sie der Goldstandard der Zukunft ist

Die moderne Diagnostik bei Tinea capitis umfasst heute weit mehr als die klassische Pilzkultur. In unserer Praxis führen wir die PCR-Diagnostik direkt vor Ort durch – schnell, präzise und unabhängig von lebenden Erregern. Die Pilzkultur hingegen wird von uns an ein spezialisiertes Fremdlabor übermittelt. Warum wir die PCR bevorzugt einsetzen, erklärt dieser Beitrag.

Was ist die PCR?

Die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) ist ein molekularbiologisches Verfahren, mit dem Pilz-DNA direkt aus Haaren oder Schuppen nachgewiesen werden kann. Selbst kleinste DNA-Mengen reichen aus, um einen Erreger exakt zu identifizieren – selbst dann, wenn er nicht mehr lebensfähig ist oder durch Vorbehandlung bereits geschädigt wurde.

Vorteile gegenüber der klassischen Pilzkultur

Die klassische Pilzkultur bleibt ein etabliertes Verfahren – doch sie hat Grenzen:

Lange Dauer: Kulturen benötigen oft bis zu 6 Wochen.

Abhängigkeit vom Wachstum: Nur lebende Erreger wachsen – falsch-negative Ergebnisse sind möglich.

Höhere Fehleranfälligkeit: Kontamination durch Hefen oder Schimmel kann die Auswertung erschweren.

Begrenzte Sensitivität: Einige Infektionen bleiben auch bei korrekter Probengewinnung unentdeckt.

Demgegenüber bietet die PCR klare Vorteile:

Erkennung von 100 % der Infektionen in aktuellen Vergleichsstudien

Ergebnis in der Regel innerhalb von 1-2 Tagen, ggf. aufgrund der Logistik in 7-14 Tagen

Unabhängig vom Erregerwachstum

Differenzierung einzelner Spezies (z. B. T. tonsuransM. canis) möglich

In einer Studie aus dem Jahr 2024 mit 15 Patienten identifizierte:

• das KOH-Präparat 60 % der Fälle,

• die Kultur 87 %

• und die PCR 100 % der Infektionen.

Warum wir auf PCR setzen

Gerade bei klinisch unklaren Verläufen, Therapieversagen oder auffälliger Trichoskopie ist eine rasche und präzise Erregerdiagnostik entscheidend. Mit der direkt in unserer Praxis durchgeführten PCR gewinnen wir frühzeitig Sicherheit – und können eine gezielte Therapie einleiten, ohne die Wochen bis zum Kultur-Ergebnis abwarten zu müssen.

Die Pilzkultur bleibt wichtig, doch in der klinischen Erstdiagnostik und zur Frühtherapieentscheidung ist die PCR in vielen Fällen die überlegene Methode.

Fazit:

Die PCR bietet als hochsensitive Methode einen echten diagnostischen Vorsprung – besonders bei Kindern, unklaren Trichoskopiebefunden oder ausgeprägtem Entzündungsbild. Die Kombination aus klinischer Untersuchung, Trichoskopie und moderner PCR-Diagnostik ermöglicht uns eine exakte und patientenzentrierte Therapieplanung.

Dieser Artikel wurde verfasst von Dr. Karin Beyer, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie.

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