Minoxidil bei Alopecia Areata – nützlich oder nicht? Ein Überblick über Evidenz, Anwendung und Expertenempfehlungen

Minoxidil in der Behandlung von Alopecia Areata: Minoxidil ist vielen Betroffenen als bewährtes Mittel bei androgenetischer Alopezie bekannt – weniger geläufig ist seine potenzielle Rolle bei Alopecia Areata (AA). Dabei stellt sich die Frage: Hilft Minoxidil auch bei dieser autoimmunbedingten Form des Haarausfalls?

Die Antwort lautet: Ja – aber mit Einschränkungen. Minoxidil kann bei Alopecia Areata unterstützend wirken, ist jedoch selten allein ausreichend. In der Regel setze ich es in Kombination mit anderen Therapien eingesetzt, z. B. topischen Kortikosteroiden oder intraläsionalen Steroidinjektionen. In dieser Rolle als Add-on-Therapie kann es helfen, das Haarwachstum zu stimulieren und die Rückkehr zur Terminalbehaarung zu fördern.

Was sagen die Studien?

Bereits in den 1980er Jahren konnte eine placebokontrollierte Doppelblindstudie von Price et al. zeigen, dass topisches Minoxidil bei ausgedehnter AA zu einer signifikanten Verbesserung führen kann – wenn auch in der Regel nicht zur vollständigen Remission

Eine umfassende systematische Übersichtsarbeit von Raval et al. (2024) hat die verfügbare Evidenz erneut bewertet:

• Topisches Minoxidil:

In 32 Studien mit 755 Patienten (1–5 % Minoxidil-Lösungen oder -Schaum) zeigten fast 60 % der Behandelten eine positive Reaktion, signifikant häufiger als in den Kontrollgruppen (P = .004).

• Orales Minoxidil:

Bei 89 untersuchten Patienten reagierten 36 % auf die orale Gabe positiv. Die Studienlage ist jedoch eingeschränkt: geringe Patientenzahlen, fehlende randomisierte kontrollierte Studien, keine statistische Signifikanz. Dennoch bleibt das Sicherheitsprofil günstig.

Expertenempfehlungen aus Europa

Die Europäische Expertengruppe zur Behandlung schwerer Alopecia Areata bewertet die orale Minoxidiltherapie als sinnvolle Ergänzung – insbesondere bei therapierefraktären Fällen. Auch wenn die Evidenzlage bislang begrenzt ist, wird die Kombinationstherapie aufgrund des günstigen Nebenwirkungsprofils als praktikable Option angesehen. Diese Einschätzung deckt sich mit klinischer Erfahrung: Der Zusatz von Minoxidil – insbesondere topisch – kann in vielen Fällen einen Beitrag zur Haarregeneration leisten, auch wenn er allein selten ausreicht.

Fazit

Minoxidil ist kein „Game-Changer“ in der Behandlung von Alopecia Areata – aber es kann ein hilfreicher Baustein im therapeutischen Gesamtplan sein. Die aktuelle Studienlage spricht vor allem für topisches Minoxidil als ergänzende Maßnahme. In besonderen Fällen kann auch orales Minoxidil sinnvoll sein, z. B. bei chronisch-therapieresistenten Verläufen und Augenbrauen/ Wimpernbefall. Die Anwendung erfolgt „off-label“, ist aber gut dokumentiert und wird von Experten empfohlen – insbesondere bei gleichzeitiger Anwendung weiterer immunmodulatorischer Therapien.

Literatur:

• Price VH. Double-blind, placebo-controlled evaluation of topical minoxidil in extensive alopecia areata. J Am Acad Dermatol. 1987.

• Raval RS et al. The use of minoxidil in the treatment of alopecia areata: A systematic review. J Am Acad Dermatol. 2024 Sep;91(3):508–509. doi: 10.1016/j.jaad.2024.05.037.

Dieser Artikel wurde verfasst von Dr. Karin Beyer, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie.

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