Frage aus dem Q&A Webinar:
„Wie können Angehörige oder FreundInnen Betroffene unterstützen, ohne sie zu überfordern?“

Diese Frage wurde im Seminar gestellt. Aus dermatologischer Sicht und aus vielen Jahren Haarsprechstunde lässt sich Folgendes gut zusammenfassen:

  1. Orientierung geben, ohne Druck aufzubauen
    Betroffene berichten häufig, dass es hilfreich ist, wenn ihr Umfeld präsent bleibt, ohne Erwartungen zu formulieren.
    Typisch sind Rückmeldungen wie:
    „Gut, dass jemand einfach da ist ohne direkt zu fragen, wie es ‚wirklich‘ geht.“
  2. Nachfragen, statt automatisch über Haare zu sprechen
    Nicht jede Person mit Alopecia areata oder vernarbender Alopezie möchte dauernd darüber reden.
    Eine kurze Rückfrage wie
    „Ist das ein Thema für dich heute?“
    vermeidet Überforderung.
  3. Alltag ermöglichen
    Viele wünschen sich Normalität:
    Einladungen, Aktivitäten, Routinen.
    Nicht aus Unsicherheit zurückzuziehen, wird von Patient:innen meist als entlastend wahrgenommen.
  4. Entscheidungen respektieren
    Ob Perücke, Kopftuch, sichtbare Stellen oder kein Hilfsmittel:
    Selbstbestimmte Entscheidungen sind ein wichtiger Teil des Umgangs mit der Erkrankung.
    Unterstützend ist: Optionen anbieten nicht voraussetzen.
  5. Praktische Unterstützung, wenn gewünscht
    Das kann sein:
    – Begleitung zu Kontrollterminen (aber nur nach Absprache)
    – Hilfe bei organisatorischen Dingen
    – Mitgehen zum Friseur, wenn Haare wiederkommen
    – Einfacher Alltagssupport, ohne großes Aufheben
  6. Keine „Tipps“, die medizinisch nicht belastbar sind
    Viele Betroffene empfinden ungefragte Empfehlungen („Nimm mal Biotin“, „Das ist bestimmt Stress“) als anstrengend.
    Medizinische Einschätzungen gehören in die ärztliche Behandlung – nicht ins private Umfeld.

Fazit
Unterstützung bedeutet für die meisten Betroffenen:
Präsenz, Respekt vor dem individuellen Umgang und Normalität nicht Therapieanleitungen oder ständiges „Wie geht’s deinen Haaren?“.

Dieser Artikel wurde verfasst von Dr. Karin Beyer, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie.

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