Folliculitis decalvans: Trichoskopie und UV-Fluoreszenz als diagnostische Werkzeuge

Folliculitis decalvans (FD) ist eine chronisch-entzündliche, vernarbende Alopezie, die zu dauerhaftem Haarverlust führt. Die Erkrankung tritt bevorzugt im Bereich des Vertex und des Hinterkopfes auf und betrifft meist jüngere bis mittelalte Erwachsene, häufiger Männer.

Klinisch zeigt sich FD durch eine gerötete, juckende Kopfhaut mit follikulären Pusteln, Krusten und mitunter Schmerzen oder Brennen. In vielen Fällen kann Staphylococcus aureus durch mikrobiologische Abstriche aus den Pusteln nachgewiesen werden – ein möglicher Trigger oder Verstärker der entzündlichen Prozesse.

Die Rolle der Trichoskopie bei FD

Die Trichoskopie (Dermatoskopie der Kopfhaut) ist ein zentrales nicht-invasives diagnostisches Verfahren zur Erkennung typischer Muster bei FD. Zu den wichtigsten trichoskopischen Zeichen gehören:

  1. Perifollikuläre, tubuläre Schuppung
    (auch als „starburst“ oder „fried egg scale“ bezeichnet; markiert mit weißem Pfeil):
    – Gelblich-weiße, konzentrisch angeordnete Schuppung um die Follikel, meist Ausdruck einer aktiven Entzündung.
  2. Büschelhaare (Tufted Follicles)
    (dunkelgrüner Pfeil):
    – Drei bis zehn Haare entspringen aus einem einzigen Follikelostium – ein typisches Zeichen fortgeschrittener Follikeldestruktion und -vernarbung.
  3. Lineare fibrotische Bänder
    (hellgrüner Pfeil):
    – Weiße, lineare Strukturen, die als Ausdruck fortschreitender Fibrosierung entlang der ehemaligen Follikelachse interpretiert werden.
    – Sie sind besonders häufig in chronischen Fällen zu finden und ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu anderen neutrophil geprägten Alopezien.
  4. „Strawberry Ice Cream“-Erythem
    – Rötlich-glänzende Areale mit zentraler Aufhellung um die Follikelöffnungen, ein häufig beschriebenes visuelles Muster.

Weitere trichoskopische Befunde, die bei aktiver FD beobachtet werden können:
• Follikuläre Pusteln, insbesondere in Schüben
• Adhärente gelb-bräunliche Krusten
• Perifollikuläre Hyperkeratose
• Follikuläre Erosionen bei ausgeprägter Entzündung

Ultraviolett-induzierte Fluoreszenz-Trichoskopie (UVFT): ein neues Diagnosetool

Die UVFT (Ultraviolet-induced Fluorescence Trichoscopy) stellt eine innovative, nicht-invasive Erweiterung der klassischen Trichoskopie dar. Sie macht sich die Fluoreszenzeigenschaften bestimmter Substanzen unter UV-Licht zunutze und erlaubt dadurch zusätzliche visuelle Einblicke in die Pathophysiologie von Haar- und Kopfhauterkrankungen.

Die Anwendung erfolgt kontaktlos unter Einsatz spezieller UV-Lichtquellen und eignet sich insbesondere zur Differenzierung zwischen:
• vernarbenden vs. nicht-vernarbenden Alopezien
• seborrhoischer Dermatitis vs. Psoriasis

Darüber hinaus wird UVFT zunehmend als Hilfsmittel zur Auswahl geeigneter Biopsiestellen und zur Verlaufsbeobachtung unter Therapie diskutiert – auch wenn die klinische Validierung in größeren Studien noch aussteht.

UVFT-Befunde bei Folliculitis decalvans

In einer aktuellen Analyse zeigten sich bei Patientinnen und Patienten mit Folliculitis decalvans unter UVFT folgende charakteristische Fluoreszenzmuster:
• Weiße-bläuliche perifollikuläre Fluoreszenz in 85,7 % der Fälle
• Unregelmäßige, konfluierende dunkle Areale in ebenfalls 85,7 %
• Hellblaue interfolliculäre Fluoreszenz in 71,4 %
• Dunkle perifollikuläre Areale in 57,1 %

Diese Befunde deuten auf entzündliche Aktivität, beginnende Fibrose und bakterielle Sekundärprozesse hin. Die weiße-bläuliche perifollikuläre Fluoreszenz korreliert mit follikulärer Hyperkeratose und möglicherweise mit Biofilmstrukturen.

Besondere diagnostische Bedeutung kommt den linearen fibrotischen Bändern meiner Meinung nach zu, die sich im UVFT besonders gut abgrenzen lassen. Sie helfen nicht nur bei der Abgrenzung gegenüber anderen vernarbenden Alopezieformen (z. B. Lichen planopilaris oder discoidem Lupus), sondern geben auch Hinweise auf die Krankheitsdauer und das Ausmaß der fibrosierenden Veränderungen.

Fazit

Folliculitis decalvans lässt sich durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung, klassischer Trichoskopie und – ergänzend – UV-induzierter Fluoreszenztrichoskopie mit hoher diagnostischer Sicherheit erfassen. Besonders die typischen Zeichen wie Tufting, starburst scale und lineare fibrotische Bänder sowie spezifische UV-Reflexe sollten bei jedem Verdacht auf FD systematisch gesucht werden.

Die UVFT ist dabei kein Ersatz, aber eine wertvolle Ergänzung im diagnostischen Repertoire – mit Potenzial für die Zukunft in der Therapieplanung und Verlaufskontrolle vernarbender Alopezien. Denn was wir sehen, spiegelt, was immunologisch passiert:
In der akuten, pustulösen Phase dominiert eine neutrophile Typ-3-Signatur (IL-17/TNF-α).
→ Trichoskopisch: gelblich-weiße „fried-egg“-Schuppung, Pusteln, Krusten.
Mit dem Abklingen der bakteriellen Last wandelt sich das Muster:
Typ-1-/4a-Signatur mit lympho-plasmozytärem Infiltrat und beginnender Fibrose.
→ Trichoskopisch: rote Halo-Areale, lineare weiße Narbenbänder, Tufted Follicles.
Der Verlauf von Folliculitis decalvans zeigt den Shift von einer angeborenen, neutrophilen IL-17-Entzündung (Typ 3)
hin zu einer adaptiven, T-Zell-vermittelten IFN-γ/TGF-β-Reaktion (Typ 1 → 4a) –
sichtbar unter dem Dermatoskop und korrelierend mit den molekularen Signaturen.

Es lohnt sich, genau hinzuschauen – um die Erkrankung nicht nur zu erkennen, sondern auch patientenzentriert zu behandeln.

Dieser Artikel wurde verfasst von Dr. Karin Beyer, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie.

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