Finasterid bei Frauen mit Haarausfall: Was ist bekannt?

Finasterid gehört zur Wirkstoffgruppe der 5-Alpha-Reduktase-Hemmer. Diese blockieren das Enzym 5-Alpha-Reduktase, das Testosteron in das biologisch aktivere Dihydrotestosteron (DHT) umwandelt.
DHT ist der zentrale Treiber des androgenetischen Haarausfalls (AGA) beim Mann – und spielt auch bei manchen Frauen eine wichtige Rolle, insbesondere bei nachweisbar erhöhten Androgenspiegeln oder klinischen Zeichen von Androgenüberschuss (z. B. PCOS).

Bei Frauen ist die Ursache für Haarverlust jedoch häufig komplexer und multifaktoriell. Neben DHT können auch genetische Faktoren, hormonelle Dysbalancen, Entzündungen, Umweltfaktoren oder Stoffwechselstörungen zur Entstehung beitragen. Deshalb wirken 5-Alpha-Reduktase-Hemmer wie Finasterid nicht bei jeder Frau gleich gut.

Finasterid: Wirksamkeit bei normo- und hyperandrogenen Patientinnen

Studien zeigen, dass Finasterid bei Frauen mit normalem oder erhöhtem Androgenspiegel (z. B. PCOS) in einer Dosierung von 2,5 bis 5 mg täglich wirksam sein kann.
Eine aktuelle Übersicht (Gupta et al., 2023) positioniert orales Finasterid 5 mg sogar als eine der wirksamsten Optionen bei Female Pattern Hair Loss (FPHL) – noch vor 5 % Minoxidil (2× täglich) und oralem Minoxidil 1 mg.

Studienlage: uneinheitlich, aber vielversprechend bei Kombinationstherapie

• Eine große kontrollierte Studie (JAAD) mit 1 mg Finasterid bei 137 postmenopausalen Frauen zeigte keinen Vorteil gegenüber Placebo.
• Bei höher dosiertem Finasterid (5 mg) konnte in einer kleineren Studie mit 36 hyperandrogenen Frauen ebenfalls kein signifikanter Effekt gegenüber der unbehandelten Gruppe nachgewiesen werden.
• Kombinationstherapien mit Minoxidil und Finasterid, oral oder topisch, zeigen jedoch in aktuellen Studien einen signifikanten Anstieg der Haardichte (PMID: 39894359, 2025), auch wenn die Haardicke nicht maßgeblich zunimmt

Hinweis zu topischem Finasterid
Topisches Finasterid – insbesondere in Kombination mit 2 % Minoxidil – wurde in Studien als wirksam beschrieben.
Als Monotherapie ist es jedoch wenig überzeugend und wird deshalb selten allein angewendet.
(Referenz: https://doi.org/10.1046/j.1365-2133.2001.04018.x)

Sicherheit: Kontraindikationen und Dosierung

Finasterid ist bei prämenopausalen Frauen kontraindiziert, sofern kein sicherer Empfängnisschutz besteht.
Es gehört zur Schwangerschaftskategorie X – in Tiermodellen wurde eine Feminisierung männlicher Föten beobachtet.

Bei postmenopausalen Frauen kann Finasterid in einer Dosis von 2,5–5 mg täglich verwendet werden.
Dutasterid wird wegen seiner langen Halbwertszeit (>30 Tage) in dieser Gruppe selten eingesetzt.
Finasterid hat eine deutlich kürzere Halbwertszeit und wird daher teilweise auch unter sicheren Verhütungsbedingungen bei prämenopausalen Frauen eingesetzt.

Fazit

• DHT ist ein zentraler Faktor beim androgenetischen Haarausfall – vor allem beim Mann und in Teilen auch bei Frauen.
• Bei Frauen mit FPHL reicht die Blockade von DHT allein jedoch oft nicht aus. Die Ursachen sind vielfältig, und die Therapie sollte individuell angepasst werden.
• Finasterid kann – richtig eingesetzt – eine wertvolle Option sein, vor allem bei postmenopausalen Patientinnen oder bei nachgewiesenem Androgenüberschuss.
• In Kombination mit Minoxidil scheint Finasterid deutlich wirksamer zu sein als als Monotherapie

Viele DermatologInnen fühlen sich nicht wohl dabei, 5-Alpha-Reduktase-Hemmer zu verschreiben, weil sie potenziell teratogen sind. Ich selbst verwende Dutasterid nie bei Frauen im gebärfähigen Alter, da die Halbwertszeit über einen Monat beträgt. Viele ExpertInnen weltweit hingegen verwenden Finasterid auch bei Frauen im gebärfähigen Alter, sofern eine zuverlässige Empfängnisverhütung besteht, da die Halbwertszeit von Finasterid deutlich kürzer ist als die von Dutasterid.

Dieser Artikel wurde verfasst von Dr. Karin Beyer, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie.

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