Trockenshampoo – praktisch oder problematisch?

Was Kopfhaut und Haarfollikel wirklich brauchen

Trockenshampoos sind längst mehr als ein Notfallprodukt. Sie gelten als schnelle Lösung für fettiges Haar, sorgen für mehr Volumen und überbrücken so manchen Waschtag. Doch wie steht es um die Verträglichkeit – besonders bei empfindlicher oder erkrankter Kopfhaut?

Trockenshampoos sind keine Reinigungsprodukte

Trockenshampoos, ob als Spray oder Pulver, absorbieren überschüssiges Sebum und mattieren die Haaransätze. Eine echte Reinigung der Kopfhaut erfolgt dabei nicht – Rückstände, Duftstoffe und Treibgase verbleiben auf Haut und Haaren.

Problematische Inhaltsstoffe bei Aerosolen

Aerosol-Trockenshampoos enthalten häufig Treibgase wie Propan, Butan oder Isobutan sowie synthetische Duftstoffe. Diese Formulierungen können:
• die Haarfollikel mechanisch verschließen
• entzündliche Reaktionen auf der Kopfhaut begünstigen
• bei unzureichender Entfernung reizend und irritativ wirken
• das Mikrobiom der Kopfhaut negativ beeinflussen

Besonders bei bestehender Barrierestörung – etwa durch seborrhoisches Ekzem, Psoriasis oder atopische Dermatitis – können diese Produkte eine klinische Verschlechterung hervorrufen.

Hinzu kommt: Duftstoffe gelten als eine der häufigsten Ursachen für Kontaktallergien im Bereich von Kopfhaut, Stirn, Gesicht und Nacken. Patient:innen mit chronischem Juckreiz oder unspezifischen Ekzemen sollten daher besonders auf deklarationspflichtige Duftstoffe in Haarpflegeprodukten achten.

Pulverbasierte Trockenshampoos – eine bessere Option?

Trockenshampoos in Pulverform – idealerweise parfumfrei und ohne Konservierungsmittel – sind in der Regel hautverträglicher. Dennoch gilt auch hier:
• sparsam anwenden
• gründlich auswaschen, idealerweise nach folgendem Schema:
• Erste Haarwäsche: entfernt Produktreste
• Zweite Haarwäsche: reinigt die Kopfhaut porentief

Die Basis gesunder Haare ist eine gesunde Kopfhaut

Folgende zentrale Empfehlungen gelten als grundlegend:
• Haare regelmäßig waschen, spätestens alle 7–10 Tage
• bei Neigung zu Ekzemen – insbesondere seborrhoischem Ekzem – und bei fettiger Kopfhaut: idealerweise alle 1–3 Tage
• Keine schmerzhaften Haarroutinen – was weh tut, schädigt Haut und Haar
• Keine Überbehandlung – chemische/ mechanische Eingriffe nur gezielt und selten
• Friseur:innen mit medizinischem Verständnis wählen, die Haargesundheit über Trends stellen
• Therapiepläne konsequent umsetzen – insbesondere bei medikamentöser Behandlung von Haarausfall

Fazit

Trockenshampoo kann in Ausnahmefällen hilfreich sein. Doch aus trichologischer und dermatologischer Sicht ersetzt es nicht die regelmäßige Reinigung der Kopfhaut – im Gegenteil: falsche Anwendung oder ungünstige Inhaltsstoffe können bestehende Probleme verschärfen.

Insbesondere Patient:innen mit entzündlichen oder allergischen Kopfhautveränderungen sollten Haarpflegeprodukte kritisch hinterfragen – und im Zweifel dermatologisch abklären lassen.

Dieser Artikel wurde verfasst von Dr. Karin Beyer, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

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