Vitamin D und Haargesundheit – wichtiger Baustein, aber kein Wundermittel
Vitamin D wird in der Medizin oft mit der Entstehung oder Behandlung zahlreicher Erkrankungen in Verbindung gebracht. Auch in der Trichologie fällt auf, dass viele Patient:innen mit Haarerkrankungen niedrige Vitamin-D-Spiegel aufweisen.
Doch der Zusammenhang zwischen Vitamin D und Haarausfall ist komplex – und eine Substitution führt nicht automatisch zu neuem Haarwachstum.
Vitamin D bei Haarerkrankungen
Niedrige Vitamin-D-Werte finden sich häufig bei:
• Alopecia areata – oft mit stärkerem Mangel bei schwereren Verlaufsformen
• Zentraler zentrifugaler vernarbender Alopezie (CCCA)
• Androgenetischer Alopezie (AGA)
Ob der Mangel eine Ursache oder eher eine Begleiterscheinung ist, ist bislang wissenschaftlich nicht geklärt.
Studien zeigen: Eine alleinige Vitamin-D-Gabe führt meist nicht zu einer Besserung des Haarwuchses.
Vitamin-D-Stoffwechsel
• Schritt 1: Umwandlung in der Leber zu 25-Hydroxy-Vitamin D
• Schritt 2: Umwandlung in der Niere zu aktivem Calcitriol (1,25-Dihydroxy-Vitamin D)
Für die Bestimmung des Vitamin-D-Status wird ausschließlich 25-Hydroxy-Vitamin D gemessen – nicht die aktive Form.
Risikogruppen für Vitamin-D-Mangel
• Veganer als auch Vegetarier
• Geringe oder fehlende Sonnenexposition
• Dunkle Hautfarbe
• Chronische Erkrankungen
• Höheres Lebensalter
• Nieren- oder Leberfunktionsstörungen
Was viele Patient:innen denken:
„Mein Vitamin D ist niedrig – wenn ich es auffülle, bekomme ich meine Haare zurück.“
Medizinische Realität:
„Das Auffüllen von Vitamin D ist wichtig für Knochen, Muskeln und Immunsystem, kann aber allein den Haarausfall nicht stoppen oder neues Haarwachstum auslösen. Es ist ein Baustein in einem umfassenden Behandlungsplan.“
Eine Normwerteinstellung kann somit indirekt die Haarerkrankung positiv beeinflussen, indem sie den allgemeinen Gesundheitszustand stabilisiert.
Fazit
- Vitamin-D-Mangel ist bei vielen Haarerkrankungen häufig – aber kein alleiniger Auslöser.
- Die Messung von 25-Hydroxy-Vitamin D gehört zur Basisdiagnostik bei Haarausfall.
- Eine Substitution bei Mangel ist aus allgemeinmedizinischer Sicht empfehlenswert – insbesondere für Knochen, Muskeln und Immunsystem.
- Vitamin D allein stellt das Haarwachstum nicht wieder her.
Vitamin D ist kein Wundermittel für das Haarwachstum – aber ein wichtiger Baustein, um Körper und Gesundheit zu stärken und damit die bestmöglichen Voraussetzungen für jede Haartherapie zu schaffen.
Dieser Artikel wurde verfasst von Dr. Karin Beyer, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie.
