August – Monat der Aufmerksamkeit für Haarausfall
Ein Plädoyer für mehr Sichtbarkeit

Haarausfall ist kein Randthema. Er betrifft Millionen Menschen – sichtbar, emotional belastend und oft unterschätzt. Im August richtet sich der Blick international auf genau dieses Thema: Der „Hair Loss Awareness Month“ wurde ursprünglich in den USA etabliert und ist mittlerweile ein fester Anlass, um auf die medizinische, psychologische und gesellschaftliche Relevanz von Haarerkrankungen hinzuweisen.

Als Ärztin, die sich seit vielen Jahren trichologischen Fragestellungen widmet, sehe ich täglich, wie tiefgreifend der Leidensdruck bei Haarausfall sein kann. Haarverlust ist sichtbar, emotional aufgeladen – und für viele Betroffene mit dem Gefühl verbunden, „nicht mehr zu passen“. Dieses Stigma wirkt weit über das Medizinische hinaus: in Partnerschaft, Beruf und Alltag.

Dabei ist nicht das nächste Versprechen aus dem Internet gefragt – sondern eine individuelle, differenzialdiagnostisch fundierte Therapieplanung. Wer Haarausfall evidenzbasiert behandelt werden möchte, braucht Aufklärung, realistische Erwartungen und langfristige Strategien. Trichologie ist kein Marketingfeld. Trichologie ist Medizin.

Gerade deshalb sollten wir Ärztinnen und Ärzte – ob in der Dermatologie, Haartransplantation oder anderen medizinischen Bereichen – diesen sensiblen Bereich nicht wirtschaftlich getriebenen Versprechungen überlassen. Es braucht fundierte Diagnostik, Erfahrung und die Bereitschaft zur ärztlichen Langzeitbegleitung.

Ich wünsche mir mehr Sichtbarkeit für Haarerkrankungen auf medizinischen Kongressen, in Fortbildungen und in der Fachöffentlichkeit. Die Haarmedizin ist ein relevantes, oft unterschätztes Versorgungsfeld – mit hoher psychologischer und sozialer Relevanz. Es braucht differenzialdiagnostisches Denken, kontinuierliche Fortbildung und interdisziplinären Austausch.

Haarverlust ist mehr als ein kosmetisches Thema. Er verdient unsere fachliche Aufmerksamkeit – und die Menschen dahinter unsere Zeit, unser Wissen und unsere Haltung.

Dieser Artikel wurde verfasst von Dr. Karin Beyer, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie.

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