Frage der Woche: Muss ich Minoxidil wirklich für immer anwenden?
Eine der häufigsten Fragen in der Haarsprechstunde.
Die Antwort: Es kommt darauf an. Entscheidend ist die Ursache des Haarausfalls.
Androgenetische Alopezie (AGA):
Hier ist Minoxidil eine dauerhafte Therapie. Wird es abgesetzt, kehrt der Haarausfall zurück und schreitet weiter fort. Das gilt für Männer mit Geheimratsecken ebenso wie für Frauen mit diffuser Ausdünnung.
Wichtig: Diese Dauerhaftigkeit gilt für alle Behandlungen der AGA – auch z. B. bei Finasterid, PRP, Mesotherapie oder Haartransplantation. Ohne dauerhafte Therapie verschlechtert sich der Haarzustand wieder.
Telogenes Effluvium:
Vorübergehender Haarausfall durch z. B. Eisenmangel, Schilddrüsenstörungen, Crash-Diät. Minoxidil ist oft gar nicht nötig, kann aber vorübergehend helfen, das Haarwachstum zu beschleunigen. Wird die Ursache behoben, kann Minoxidil meist nach 6–13 Monaten abgesetzt werden. Nur bei chronischem Verlauf („chronisch idiopathisch“) kann eine längere Anwendung sinnvoll sein.
Alopecia areata:
Kreisrunder Haarausfall durch Autoimmunreaktion. Minoxidil kann den Haarwuchs fördern, ist aber selten dauerhaft nötig. Häufig kann es nach erfolgreicher Therapie abgesetzt werden.
Vernarbende Alopezie:
Hier ist Minoxidil kein Ersatz für entzündungshemmende Therapien, kann aber begleitend helfen, verbliebene Haarfollikel zu stimulieren. In manchen Fällen ist eine dauerhafte Anwendung sinnvoll – individuell abhängig vom Verlauf und Therapieerfolg.
Fazit: Ob Minoxidil „für immer“ nötig ist, hängt von der Diagnose ab. Deshalb ist eine gründliche Abklärung entscheidend.
Dieser Artikel wurde verfasst von Dr. Karin Beyer, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie.
