Eine häufige Patientenfrage: Gibt es Unterschiede in der Wirksamkeit zwischen topischem und oralem Minoxidil?

Minoxidil ist eines der bewährtesten Mittel zur Behandlung von androgenetischem Haarausfall – sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Es gibt zwei Anwendungsformen:

  1. Topisch: als Lösung oder Schaum auf die Kopfhaut aufgetragen
  2. Systemisch: als Tablette in niedriger Dosierung („Low Dose Oral Minoxidil“, kurz: LDOM) eingenommen

Viele Patient:innen fragen: Welche Form ist besser?
Was zeigen die Studien?

Die bislang besten Daten stammen aus Brasilien. Dort wurde untersucht, wie wirksam topisches versus orales Minoxidil ist – zunächst bei Männern, später auch bei Frauen.

Ergebnis:
Kein statistisch signifikanter Unterschied in der Wirkung.
Ein leichter Vorteil war bei der oralen Form zu sehen – aber noch nicht stark genug, um eine allgemeine Empfehlung abzuleiten.

Fazit:
Beide Varianten sind wirksam – entscheidend ist, was im Alltag besser umsetzbar ist.

Wie wählt man die passende Form?

Die Entscheidung hängt von mehreren Faktoren ab:

Dosierungsempfehlungen (Off-Label):
Bei Frauen (FPHL):
• Beginn mit 0,625 mg täglich
• Bei guter Verträglichkeit: Steigerung auf 1,25 mg bis max. 2,5 mg
• Achtung: Hypertrichose (vermehrte Körperbehaarung) möglich

Bei Männern (MPHL):
• Start mit 1,25 mg täglich, ggf. Steigerung auf 2,5 mg oder mehr
• Häufig in Kombination mit Finasterid oder Dutasterid empfohlen

Wichtig: Die orale Anwendung erfolgt off-label – also außerhalb der offiziellen Zulassung. Daher ist eine ärztliche Aufklärung und schriftliche Einwilligung notwendig.

Wann ist orale Minoxidilgabe besonders sinnvoll?
• Wenn topisches Minoxidil nicht vertragen wird (z. B. bei Kontaktallergie)
• Wenn Reizung, Brennen oder Ekzeme auf der Kopfhaut auftreten
• Wenn das tägliche Auftragen als zu umständlich empfunden wird
• Wenn kosmetisch störend (z. B. Rückstände bei langem Haar)

Kombinationstherapien – mehr ist manchmal mehr

Manche Patient:innen profitieren auch von Kombinationen, z. B.:
• Orales Minoxidil + topischer 5-Alpha-Reduktase-Hemmer (z. B. Finasterid-Lotion)
• Topisches Minoxidil + Ketoconazol-Shampoo
• Orales Minoxidil + orales Finasterid (Männer)
Die Kombination kann den Effekt verstärken, ist aber nicht in jedem Fall notwendig.

Mein Fazit für die Praxis:

Ich sage meinen PatientInnen: Die beste Behandlung ist die, die Sie am ehesten konsequent anwenden.
Wenn Sie also ohnehin täglich viele Tabletten oder Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, ist es möglicherweise einfacher, orales Minoxidil zu integrieren.
Wenn Sie jedoch keine oralen Medikamente bevorzugen und lieber etwas äußerlich anwenden, ist die topische Form vielleicht geeigneter.
Hinzu kommt: Topisches Minoxidil kann Rückstände hinterlassen. Bei langen Haaren oder bei Anwendung auf dem Scheitel kann sich das unangenehm anfühlen.
Die beste Behandlung ist die, die Sie langfristig anwenden können.
Beide Formen – topisch und oral – sind wissenschaftlich wirksam.
Die Wahl hängt von Ihren Hautbedürfnissen, Ihrem Alltag und Ihrer persönlichen Vorliebe ab.
Sprechen Sie mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem Dermatologen über Vor- und Nachteile – gemeinsam finden Sie die passende Lösung.

– Minoxidil
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Dieser Artikel wurde verfasst von Dr. Karin Beyer, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie.

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