Sind Haarvitamine wirksam?
Auch wenn die Daten widersprüchlich sind, glaube ich, dass Vitamin D und Ferritin eine Rolle beim weiblichen androgenetischen Haarausfall und im Haarfollikelzyklus spielen. Für diejenigen, die einen Vitamin-D-Mangel haben, gibt es viele gute Gründe, diesen zu beheben: darüber hinaus ist Vitamin D wichtig für das Immunsystem, die Knochengesundheit und die Regulation zahlreicher Stoffwechselprozesse.
Ein Ferritinwert unter 40 ist ein wichtiger Marker, den wir für einen Eisenmangel haben, auch wenn jemand nicht anämisch ist. Wenn das Ferritin, selbst bei nicht anämischen Personen, nicht über 40 liegt, sprechen sie tendenziell schlechter auf Behandlungen gegen Haarausfall an. Dies ist nicht als Dogma zu sehen, sollte aber jedoch berücksichtigt und diskutiert werden.
Am meisten Evidenz gibt es im Bereich Ernährung dafür, dass wenn ein Mangel an Vitamin D, Eisen oder Zink besteht, das Auffüllen dieser Speicher einen positiven Effekt auf die Haardichte haben kann.
Ich warne vor der doppelten Einnahme von Vitamin D und anderen Nahrungsergänzungsmitteln, die ebenfalls Vitamin D enthalten.
Manchmal kontrollieren wir die Vitamin-D-Spiegel und sie sind wirklich hoch. Es gibt Risiken und Vorteile bei der Einnahme von Nutraceuticals.
In einem Research Letter von JAAD International bewerteten Drs. Shapiro und Lo Sicco Patientinnen und Patienten (80 % Frauen), die entweder Eisen, Zink, Vitamin D oder Schilddrüsenhormone bei der ersten Vorstellung erhielten, sowie solche, die trotz nachgewiesenem Mangel keine Substitution bekamen. Die Ergebnisse zeigten keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Supplementierung und Haarwachstum. Es gab jedoch einen positiven Trend beim Haarwachstum bei denjenigen, die einen Mangel hatten und substituiert wurden. (https://doi.org/10.1016/j.jdin.2022.08.013)
Biotin, auch bekannt als Vitamin B7, ist ebenfalls ein Vitamin, das häufig für die Haargesundheit beworben wird. Es kommt natürlich in Lebensmitteln wie Eiern, Nüssen, Samen und bestimmten Gemüsesorten vor.
Biotinmangel gilt als mögliche Ursache von einer Haarschaftstörung, die durch brüchiges, leicht abbrechendes Haar gekennzeichnet ist. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass ein echter Biotinmangel in der Allgemeinbevölkerung ziemlich selten ist.
Es gibt nur minimale Evidenz für die Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmitteln Stand 2025 wie Biotin, Zink, Magnesium beim Haarwachstum bei Personen ohne Mangel. Die Empfehlung lautet, zunächst tatsächliche Mängel zu behandeln (wie z. B. Eisen- oder Schilddrüsenprobleme), bevor man Nahrungsergänzungsmittel wie Biotin in Betracht zieht.
Andere derzeit „angesagte“ Inhaltsstoffe sind Kürbiskernöl, Rosmarinöl und Sägepalme (Saw Palmetto).
Wenn ein leichter Androgenüberschuss besteht, kann Saw Palmetto bei Haarverdünnung hilfreich sein – aber keiner dieser Inhaltsstoffe wurde in klinischen Studien getestet. Es gibt weiterhin viele widersprüchliche Daten und Studien, die keine Haardichtezählungen enthalten.
Rosmarinöl kann wirken, sofern keine Allergie dagegen besteht, und der feuchtigkeitsspendende Effekt des Öls kann vorteilhaft sein.Es gibt Publikationen, die insbesondere Rosmarinöl unterstützen und zeigen, dass es vergleichbar mit 2 % topischem Minoxidil sein könnte – bei Männern, zweimal täglich aufgetragen. Aber es gibt nicht viele gute Studien zu diesem Thema.
Die allgemeine Philosophie ist: Wenn man keinen Schaden anrichtet, kann man es versuchen.
Ein anderer Artikel untersuchte die Wirkung eines Koffein-Adenosin-Shampoos (0,4 % Koffein und 0,2 % Adenosin). Die Ergebnisse zeigten, dass die gesamte und lokale Haardichte in der Versuchsgruppe signifikant zunahm, obwohl sich der Haardurchmesser nicht signifikant veränderte (https://doi.org/10.1111/jocd.16347). Auch wenn ein gewisses Haarwachstum festgestellt wurde, war das Shampoo dennoch nicht so wirksam wie topisches Minoxidil.
Es ist wichtig zu betonen, dass diese Nahrungsergänzungsmittel keine gleichwertige Alternative zu verschreibungspflichtigen Therapien darstellen. Ein Kosmetikum wie ein Shampoo darf kosmetisch wirksam sein, aber nicht medizinisch wirksam im Sinne einer therapeutischen oder prophylaktischen Wirkung.
Auch wenn viele dieser Studien eine gewisse Wirksamkeit zeigen, wissen wir immer noch nicht, welche Dosis optimal ist oder was genau in den jeweiligen Formulierungen enthalten ist. Im Gespräch ist es wichtig, ehrlich und transparent mit den Patientinnen und Patienten zu sein und zu ermöglichen, damit sie eine informierte Entscheidung treffen können.
Dieser Artikel wurde verfasst von Dr. Karin Beyer, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie.
