Alopecia mucinosaSeltene Form von Haarausfall – was steckt dahinter?

Alopecia mucinosa, auch follicular mucinosis genannt, ist eine seltene, entzündliche Erkrankung der Haarfollikel, die zu fleckigem Haarausfall führt. Die Besonderheit: In der Haut lagert sich eine schleimartige Substanz – sogenanntes Muzin – um die Haarwurzeln ab. Diese Ablagerungen können dazu führen, dass die Haarfollikel geschädigt und – je nach Verlauf – dauerhaft zerstört werden.

Wie zeigt sich die Erkrankung?

Alopecia mucinosa tritt meist im Bereich von Gesicht, Kopfhaut oder Hals auf. Seltener sind andere Körperstellen betroffen. Die Hautveränderungen äußern sich typischerweise durch:
rote, trockene Flecken oder Plaques, oft mit kleinen Pickelchen (Papeln)
fleckigen Haarausfall in diesen Bereichen
weiche, teils gelatineartige Knoten
• manchmal kann ein schleimartiges Sekret ausgedrückt werden

Wer ist betroffen?

Es gibt unterschiedliche Verlaufsformen:
Primäre, akute Form
• meist bei Kindern oder jungen Erwachsenen
• wenige Herde, bevorzugt an Kopf oder Hals
• oft spontane Rückbildung innerhalb von Monaten

Primäre, chronische Form
• betrifft eher Menschen über 40 Jahre
• hartnäckiger Verlauf mit größeren oder wiederkehrenden Herden
• möglich: dauerhafte Kahlstellen

Sekundäre Form
• tritt als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen auf
• z. B. bei LupusLichen simplex, aber auch bei kutanen T-Zell-Lymphomen (CTCL) wie Mycosis fungoides
• insbesondere bei Erwachsenen mit länger bestehenden Herden ist eine gründliche Abklärung notwendig

Ist die Erkrankung gefährlich?
In vielen Fällen verläuft Alopecia mucinosa gutartig.
Aber: In bis zu 30 % der Fälle bei Erwachsenen kann die Erkrankung mit einer Lymphomerkrankung der Haut (CTCL) verbunden sein. Deshalb ist es wichtig, die Diagnose sorgfältig abzusichern und den weiteren Verlauf zu überwachen.

Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Diagnose basiert auf dem klinischen Bild – entscheidend ist jedoch eine Hautbiopsie.
Typische Merkmale:
Muzin-Ablagerungen um Haarfollikel und Talgdrüsen
• entzündliche Zellinfiltrate (v. a. Lymphozyten)
• ggf. Hinweise auf eine begleitende Grunderkrankung

Wie wird behandelt?
Je nach Schweregrad und Verlaufsform kommen verschiedene Maßnahmen infrage:
Bei leichteren Verläufen reicht oft eine lokale Behandlung mit Kortisoncremes oder Injektionen
Bei hartnäckigen oder fortgeschrittenen Verläufenkann eine systemische Therapie notwendig werden (z. B. Dapson, Lichttherapie, Interferone)
Bei nachgewiesener Lymphomerkrankung erfolgt eine spezifische onkologische Therapie

Wichtig: Bei jüngeren Patient:innen ist häufig keine Therapie nötig – viele Verläufe heilen von selbst aus. Bei Erwachsenen ist eine regelmäßige Kontrolle und interdisziplinäre Mitbetreuung (z. B. durch Hämatolog:innen oder Onkolog:innen) sinnvoll.

Fazit für Betroffene und Zuweiser:innen
Alopecia mucinosa ist selten – und wird deshalb leicht übersehen oder verwechselt.
Bei ungewöhnlichen Hautveränderungen mit Haarausfall, die über Wochen bestehen, ist eine Hautbiopsie zur Diagnosesicherung unverzichtbar.

Die gute Nachricht: In vielen Fällen ist der Verlauf mild. Gleichzeitig sollte – insbesondere bei Erwachsenen – immer auch an eine mögliche Lymphomassoziation gedacht werden.

Weiterführende Informationen / Quellen
• DermNet NZ: Vanessa Ngan & Dr. Ebtisam Elghblawi (2017)
• Jain, S. et al. (2025): Localized Patch of Alopecia – A Clinicopathologic Challenge. Indian Dermatology Online Journal, 16(3), 529–530. https://doi.org/10.4103/idoj.idoj_746_24

Dieser Artikel wurde verfasst von Dr. Karin Beyer, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie.

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