Wie kann man die Kopfhaut wirksam vor Sonne schützen?
1. Warum ist UV-Schutz der Kopfhaut so wichtig?
Die Kopfhaut ist – besonders bei lichter werdendem Haar oder bestehenden Kopfhauterkrankungen – tagtäglich der Sonne ausgesetzt. UV-Strahlen können bereits lange vor einem sichtbaren Sonnenbrand Schäden verursachen: Sie fördern stille Entzündungen, beschleunigen die Hautalterung und erhöhen das Risiko für aktinische Keratosen oder Hautkrebs.
Bei bestimmten chronisch-entzündlichen Haarerkrankungen wie Frontal fibrosing alopecia (FFA), Lichen planopilaris (LPP) oder Discoidem Lupus erythematodes (DLE) kann UV-Strahlung sogar den Krankheitsverlauf verschlechtern. Ein geeigneter Sonnenschutz ist daher keine Kosmetik, sondern medizinisch sinnvoll.
2. Mineralisch oder chemisch – was ist besser für wen?
Mineralischer UV-Schutz (Zinkoxid, Titandioxid):
• Wirkt sofort, dringt nicht in die Haut ein
• Bildet eine schützende Reflektorschicht
• Besonders verträglich bei entzündlicher, empfindlicher oder vernarbender Kopfhaut
• Ideal bei FFA, LPP, DLE, seborrhoischem Ekzem oder Psoriasis
Chemischer UV-Schutz (organische Filter):
• Wird in der Haut aktiviert, schützt durch Absorption
• Zieht schnell ein, hinterlässt kein sichtbares Finish
• Geeignet für gesunde, nicht entzündliche Kopfhaut, sportlich Aktive, stark fettende Areale
• Kann bei Barrierestörungen irritierend wirken
3. Rechenbeispiel – was bringt LSF 30 oder 50 wirklich?
Hauttyp II (in Deutschland häufig): helle Haut, oft blond, schnell sonnenempfindlich
→ Eigenschutzzeit: ca. 10 Minuten
Mit LSF 30:
10 Min × 30 = 300 Minuten = 5 Stunden Schutzzeit
Mit LSF 50:
10 Min × 50 = 500 Minuten = über 8 Stunden Schutzzeit
Aber: Diese Schutzzeit gilt nur, wenn die Creme richtig und ausreichend aufgetragen und regelmäßig nachgecremt wird.
4. Bildliches Szenario: Fahrradtour & Biergarten
Stellen Sie sich vor, Sie starten um 10 Uhr morgens zu einer Fahrradtour, sitzen mittags im Biergarten und verbringen den Nachmittag mit Freunden im Garten – auch im Schatten. Ende: 18 Uhr. Das sind 8 Stunden Gesamtzeit im Freien.
• Ohne UV-Schutz: Ihre Kopfhaut ist nach 10 Minuten ungeschützt – selbst im Schatten kommen 30–50 % der UV-Strahlen an.
• Mit LSF 30: Sie wären theoretisch bis 15 Uhr geschützt – wenn der Schutz nicht durch Schwitzen, Helm oder Abtrocknen reduziert würde.
• Mit LSF 50: Sie erreichen die vollen 8 Stunden – mit Nachcremen und Kopfbedeckung als Ergänzung.
Fazit: In solchen Alltagssituationen ist LSF 50 die deutlich sicherere Wahl – besonders bei empfindlicher oder vorgeschädigter Kopfhaut.
5. Kleidung als mechanischer UV-Schutz
• Breitkrempige Hüte, UV-dichte Tücher oder Kappen bieten zuverlässigen Schutz – auch dort, wo kein Sonnenschutz aufgetragen werden kann
• Sie sind unabhängig vom Hauttyp und besonders wichtig bei:
– Kindern
– älteren Menschen
– Patientinnen mit FFA, LPP, DLE
6. Anwendung – so wirkt der Schutz auch wirklich
• 30 Minuten vor Sonnenexposition großzügig auftragen
• Alle 2 Stunden nachcremen, besonders nach Schwitzen oder dem Tragen von Helmen
• Empfindliche Stellen wie Scheitel, Stirn oder Narben gezielt schützen
• Hut oder Tuch ergänzend tragen – insbesondere bei Langzeitaufenthalt im Freien
Fazit:
Sonnenschutz für die Kopfhaut muss individuell angepasst sein.
Bei entzündlichen oder vernarbenden Haarausfallformen ist mineralischer UV-Schutz in der Regel besser verträglich und bietet sofortigen Schutz.
LSF 50 ist für Alltagssituationen mit langer Sonnenexposition meist die sicherere Wahl – insbesondere, wenn Sie empfindlich sind oder Kopfhautprobleme haben. Ergänzt durch mechanischen Schutz (Hut), entsteht ein effektives Schutzkonzept.
Dieser Artikel wurde verfasst von Dr. Karin Beyer, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie.
